Im Mittelalter gab es keine Börse und kein Internet, daher waren Millionenumsätze noch kein Ausdruck von Macht. Goldstücke waren in ihrer großen Zahl schon eher eine Angabe von Macht und Einfluss, aber noch häufiger war der eigene Besitz in Form von Grund und Boden Ausdruck von Bedeutung. Wer also Boden verlor, verlor auch Einfluss und Rang. Heute verliert man an Boden, aber in anderer Weise - die Redewendung entstand aber im Mittelalter aus dem genannten Umstand heraus.
Wenn in einem Formel 1-Rennen der Zweite hinter dem Ersten herfährt und versucht, diesen zu überholen, aber mit jeder Runde mehr Abstand entsteht, dann spricht der Reporter oft davon, dass der Zweite "an Boden verliert". Damit ist gemeint, dass er nicht Grund und Boden verloren hat wie im Mittelalter, sondern dass er seine Chance, zu überholen, immer mehr reduziert. Ob er selbst Fehler macht oder ob sein Auto langsamer wird, spielt dabei keine Rolle. Er kann keinen Druck auf den Vordermann ausüben und muss eher trachten, nicht selbst überholt zu werden.
Im wirtschaftlichen Sinne verliert man im Sinne der Redewendung an Boden, wenn man seine Marktanteile reduziert. Ein neuer Konkurrent ist auf dem Markt aufgetaucht, der eine aggressive Werbung nützt, um auf sich aufmerksam zu machen. Wenn man mit seinem eigenen Unternehmen Boden verliert, trifft das schon recht gut auf die ursprüngliche Bedeutung zu. Man verliert zwar nicht Grund und Boden, aber Kunden und damit Geld und Einfluss in seinem Marktsegment.
In diesem Sinne gibt es viele weitere Möglichkeiten, wo die Redensart passt. Das kann ein Gesellschaftsspiel sein, bei dem man eine Pechsträhne hat und damit die Siegchancen reduziert werden, das kann beim Poker sein, wenn man serienweise verliert oder im Büro, wenn Kollegen mehr Erfolg haben und daher bei den Vorgesetzten besser dastehen.
"An Boden verlieren" umschreibt stets die Entwicklung, derzufolge man weniger Möglichkeiten hat, als vor Beginn dieses Trends. Die Redewendung ist insofern interessant, als heute Grund und Boden natürlich weiterhin ein Thema ist, aber nicht so verbreitet wie ehemals. Damals hatte jeder sein eigenes Haus und Wohnungen oder Wohnhäuser gab es kaum. Heute hat sich die Lage gedreht, aber Redewendungen aus jener Zeit haben weiterhin ihre Gültigkeit.
Das Geld ist ein wesentlicher Teil des Alltags, vielleicht ein größerer als es sein sollte. Es gibt daher auch viele Redewendungen zum Thema mit zum Teil historischer Bedeutung wie etwa bei auf die Goldwaage legen, an Boden verlieren oder auch auf die hohe Kante legen. Diese und viele weitere Redensarten beziehen sich auf alte Werte und haben keine Gültigkeit mehr, aber genutzt werden sie als Redewendungen trotzdem.
In der Kreide stehen und seine Felle davonschwimmen sehen sind weitere Beispiele rund um Geld und Leben. Geldbezeichnungen sind auch weiterhin gültig wie etwa die paar Kröten und ein Batzen Geld sowie einer muss berappen. Rappen und Batzen nutzt man nicht, die Aussagen kennt und nutzt man dennoch.
Auch Immobilien wurden zum Objekt von Aussagen wie bei der Bruchbude oder auch beim Ausdruck halbe Miete. Und dann gibt es sehr bekannte Redewendungen, die fast alltäglich sind wie etwa damit kannst du einpacken oder koste es, was es wolle. Etwas in Kauf nehmen ist ein weiteres Beispiel, wobei früher andere Zugänge gegeben waren, doch selbst die Kinder nutzen die Redewendungen.
Alles in Hülle und Fülle haben und den Gürtel enger schnallen spricht man aus, auch wenn man den Ursprung nicht kennt. Kurz vor Torschluss ist auch so ein Spruch aus dem Volksmund wie auch eine goldene Nase verdienen.
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