Im Wilden Westen kannte man kein Pardon. Wer ein Verbrechen begangen hatte, wurde gehängt und landete somit am Galgen. Das war dann auch manchmal der Fall, wenn man seine Versprechen nicht eingehalten hatte. Auch im Mittelalter wurden Leute gehängt und nicht zu selten. Darauf bezieht sich die Galgenfrist in der Redewendung eine Galgenfrist bekommen.
Gehängt wird man aber nicht, wenn man ein Projekt zu spät fertig bekommt, aber die Situation ist schon schwierig. Man hat einen Auftrag übernommen, hat eine Zeitspanne erhalten, bis wann der Auftrag erledigt sein sollte und schafft es aber nicht, den Termin einzuhalten. "Eine Galgenfrist bekommen" bedeutet in diesem Zusammenhang, dass man einen zeitlichen Aufschub erhält, bis zu dem das Projekt dann aber wirklich fertig sein muss. Schafft man es trotzdem nicht, gibt es Strafzahlungen, den Entzug des Auftrages, die Beendigung der Zusammenarbeit oder ähnliche Maßnahmen.
"Eine Galgenfrist bekommen" sagen viele Leute in Hollywood-Filmen, wenn sie vom Geldeintreiber unter Druck gesetzt werden. Die sind nicht so zimperlich und hängen vielleicht die Schuldner nicht auf, aber Schlägertypen schauen schon einmal vorbei, um auf die Frist aufmerksam zu machen.
Die Redewendung eine Galgenfrist bekommen wird gerne dort verwendet, wo es um einen zusätzlichen Aufschub handelt, der ursprünglich nicht vorgesehen war. Gehängt wird niemand, aber grundsätzlich wird - unbewusst natürlich - auf die ursprüngliche Funktion des Galgens Bezug genommen. Denn man steht als Betroffener mit dem Rücken zur Wand und braucht mehr Zeit, die einem eingeräumt werden muss. Damit ist man in einer passiven Situation und statt einfach zu sagen, dass man mehr Zeit hat, drückt man die Situation mit der Redewendung aus, weil sie witziger klingt. Denn heute ist der Galgen in der zivilisierten Welt kein Thema mehr.
Rein von der Ausgangssituation her ist man aber in einer ähnlichen Konstellation wie damals im Wilden Westen. Nur dass man kein Verbrechen begangen hat, sondern seinen Auftrag nicht rechtzeitig finalisieren konnte. Es gibt aber durchaus Leute, die auch im privaten Bereich die Redewendung nutzen, wenn sie etwa viel zu erledigen haben und es nicht schaffen können. Doch dann verschiebt sich der Besuch eines Freundes und schon hat man ein wenig mehr Zeit, um seine Aktivitäten abzuschließen. Auch dann hat man eine Galgenfrist bekommen.
Die Politik, aber auch ein Stück weit gerichtliche Vorgänge sind ebenfalls beliebte Vorlagen für Redewendungen. Vielfach weiß man gar nicht, woher sie kommen oder was sie bedeutet haben. Das ist besonders interessant, wenn man sich sehr beliebte Redensarten ansieht und ihren Ursprung beleuchtet.
Denn sowohl "sich selbst an der Nase nehmen" oder "sich selbst an der Nase ziehen" kennt praktisch jeder. Dass das eine ungewöhnliche Strafe vor Gericht bei einer Verurteilung war, wissen hingegen kaum die Leute. Widersprüchlich ist etwa auch "mit Hängen und Würgen", womit man heute eine schwere Schularbeit umschreibt, tatsächlich ist der Bezug die dramatische Situation beim strafweisen Erhängen eines Verurteilten.
Aber auch die Post, das Amt oder politische Entscheidungen haben zu bekannten Redewendungen geführt. "Etwas vom grünen Tisch bestimmen" bezieht sich auf den damaligen grünen Belag des Tisches im Konferenztisch und wird heute für viele Entscheidungen etwa auch bei Sportentscheidungen genutzt.
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