Die Jägersprache und überhaupt das Verhalten der Jäger untereinander hatte früher eine sehr große gesellschaftliche Bedeutung - weit mehr als heute. Das erkennt man daran, dass viele Redensarten und Tätigkeiten in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen sind.
Ein Beispiel dafür ist die Redewendung etwas abblasen, zum Beispiel "eine Veranstaltung abblasen". Die Jäger verständigten sich über ihr Horn für verschiedene Situationen, weil sie oftmals nicht Sichtkontakt hatten. Mit einer bestimmten Tonfolge wurde damit klar, dass die Jagd beendet ist ergo abgeblasen wird. Heute meint man damit, dass eine Handlung abgesagt oder widerrufen wird.
Wenn eine Sportveranstaltung stattfinden soll, aber das Wetter so ungünstig ist, dass an eine Durchführung nicht zu denken ist, dann wird die Veranstaltung abgeblasen - also abgesagt. Sie wird später vielleicht nachgeholt, aber zum aktuellen Zeitpunkt ist an eine Durchführung nicht zu denken, beispielsweise bei zu tiefem Boden nach starkem Regen. Natürlich kann die Redewendung auch technisch nicht ganz falsch sein, wenn ein Skirennen wegen zu starken Windes nicht durchgeführt werden kann, aber bei einem tiefen Boden oder bei zu warmen Temperaturen und zu weichem Schnee ist abblasen wohl nicht das richtige Thema - verwendet wird die Redensart trotzdem. Und zwar von den Sportlerinnen und Sportler genauso wie von den Medien.
Auch das Treffen mit Freunden gilt als abgeblasen, wenn beispielsweise ein Freund erkrankt ist und das Treffen daher nicht stattfinden kann. In diesem Zusammenhang gibt es viele weitere Situationen, in denen jeweils eine Aktion geplant war, aber verschoben oder komplett abgesagt werden muss. Sehr gerne verwendet man dann die Redewendung, dass der Termin, das Fest oder die Zusammenarbeit abgeblasen ist.
Gleiches gilt für das Berufsleben, wenn intensive Vorbereitungen für eine Messepräsentation begonnen werden, aber man erfährt, dass die Messe gar nicht stattfindet. Die Messe ist damit abgeblasen und somit auch die Vorbereitungsarbeiten. Die wenigsten Menschen wissen, dass sie damit eigentlich eine Aktion aus der Jägerwelt nutzen, aber bekannt ist die Redewendung etwas abblasen trotzdem und wird oft ausgesprochen. Diesen Widerspruch erlebt man bei vielen Redewendungen.
Und interessant ist, dass durch die Veränderung der Gesellschaft alte Handlungen und Berufe an Bedeutung deutlich abgenommen haben wie die Holzindustrie oder die Jägerei, aber die Redensarten sind so fest im Sprachgebrauch verankert, dass sie erhalten bleiben und auch von den nächsten Generationen gesprochen werden.
Die wenigsten Menschen gehen auf die Jagd, aber die Redewendungen, die aus der Jägersprache heraus entstanden sind, kennt fast jeder. Etwas abblasen ist ein typisches Beispiel für die Redensarten oder auch von etwas Wind bekommen haben schon die meisten zum Ausdruck gebracht, ohne zu wissen, dass dies aus der Jägersprache stammt.
Durch die Lappen gehen ist noch so ein Beispiel und wer kennt nicht den Ausspruch jemanden auf die Sprünge helfen? Sich in etwas verbeißen ist in der Arbeit oft formuliert, stammt aber auch aus der Tradition der Jagd.
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