Das Jahr 2018 war auf dem Weg zum wärmsten der modernen Messgeschichte in Österreich zu werden und zu einem der trockensten auch. Aber die letzten Tage des Oktober 2018 veränderten zumindest das Thema Trockenheit, allerdings nicht im Donautal, wo dringend Wasser auch für die Schifffahrt gebraucht worden wäre, sondern südlich der Alpen, denn von Süden stauten sich enorme Wolkensystem am Alpenhauptkamm.
Im Jahr 2013 gab es von Vorarlberg bis Oberösterreich ein weiteres sogenannten HQ100-Hochwasser, also ein Hochwasser, wie es statistisch nur alle 100 Jahre vorkommen sollte. In Kärnten nahm man das zur Kenntnis und hatte sonniges und schönes Wetter, während von Bayern her unglaubliche Regenmengen geliefert wurden. Diese Regenwolken kamen nicht über den Alpenhauptkamm und so war es in Kärnten oder in der Steiermark kaum vorstellbar, was sich nur 100 bis 200 Kilometer weiter weg abgespielt hatte. Im Oktober 2018 war es genau umgekehrt.
Die Grundlagen für das Hochwasser im Oktober 2018 waren drei Faktoren:
Den Ausgleich solcher Systeme muss der Wind herstellen und so kam es zu einem Föhnsturm, der von Afrika ungewöhnlich warme Luft nach Mitteleuropa transportiert hatte. Schon vor den großen Regenmengen hatte es etwa in Ferlach in Kärnten Orkanböen um oder sogar über 130 km/h gegeben. Als Orkan gilt der Wind, wenn die Geschwindigkeit 118 km/h erreicht. Dächer wurden abgedeckt, große Schäden erzeugt, die Gefahr war riesig.
Gleichzeitig zog das spanische Tief immer mehr in Richtung Mittelmeer und Italien und wurde zum Genuatief. Ein solches auch Vb-Tief bezeichnetes Wetterphänomen ist bekannt dafür, dass es Regen gegen den Uhrzeigersinn nach Österreich schaufelt und war die Basis für das Jahrhunderthochwasser 2002, das bis nach Polen gereicht hatte.
Diesmal wurde der Regen aber frontal über Südtirol zu den Alpen geliefert. In der Steiermark war großteils nichts los, nördlich des Alpenhauptkammes war es teilweise etwas regnerisch, wolkig und unbeständig, aber von Starkregen keine Spur. Aber vom Osten Tirols über Osttirol bis zum Osten von Kärnten schüttete es ununterbrochen, vor allem vom 27. Oktober 2018 an. Pause gab es erst am Montag, den 29. Oktober, aber am Abend setzte der nächste Dauerregen ein und brachte punktuell ein HQ100 - ein 100-jährliches Hochwasser, in einigen Flüssen war ein HQ30 erreicht worden. Die Sorgen im Osten Kärntens, vor allem in der Gemeinde Lavamünd waren groß. Denn dort war man schon einmal großflächig überschwemmt worden und von West nach Ost wird das Wasser weitertransportiert. Man konnte sich also ausrechnen, was los sein wird.
Am Plöckenpass regnete es in vier Tagen 630 Liter auf den Quadratmeter und damit ist schon alles gesagt oder geschrieben. Andere Orte und Regionen bekamen 400 bis 500 Liter ab. Das große Problem war dabei der Föhnsturm. Denn nicht nur das viele Wasser sorgte für Überschwemmungen, es war auch noch irre warm - etwa mit Frühwerte um die 15 bis 20 Grad, während es in Bregenz oder Innsbruck für Ende Oktober recht normale sechs Grad hatte. Das war insofern ein Problem, als kalte Temperaturen auf den Bergen Schneefall bedeutet hätte und damit wäre ein Teil des Regens gebunden worden - nämlich in Form von Schnee.
Da es aber sehr warm war, gab es die Schneefallgrenze erst über 2.000 Meter Seehöhe und das ganze Wasser füllte natürlich die Bäche und Flüsse. Der Föhnsturm mit 130 bis 140 km/h auf den Bergen und teilweise 100 km/h in den Tälern sorgte für zusätzliche Probleme - Bäume wurden entwurzelt, Straßen mit Muren verschüttet.
Großflächig gab es Probleme ohne Ende - von Kroatien über Italien bis zum Süden von Salzburg. Osttirol war am 30. Oktober 2018 in der Früh nicht mehr auf dem Straßenweg erreichbar, für einige Täler in Kärnten galt dies auch und im Lungau im Süden Salzburgs war das Hochwasser inklusive Sturmschäden auch ein Thema. Der Föhnsturm sorgte in ganz Österreich für Ärger - etwa im Grenzgebiet von Niederösterreich und der Steiermark, als umgestürzte Bäume die Bahnlinien unterbrachen, aber in Osttirol und Kärnten, im Süden von Salzburg und im Osten von Tirol kam der intensive Regen noch dazu.
Drei Menschen wurden durch umgestürzte Bäume in Österreich verletzt, in Italien starben zumindest sieben Personen, auch in Kroatien gab es zumindest ein Todesopfer. In Italien war das Chaos ohnehin perfekt, weil fast das ganze Land mit Hochwasser zu kämpfen hatte. Selbst im hochwassergeübten Venedig waren die Wassermassen auf einem Niveau, wie es nur alle zehn Jahre auftritt.
Der Dauerregen hörte in der Nacht von Montag auf Dienstag auf und es gab "nur noch" leichten Regen in Kärnten. Langsam war das Ausmaß erkennbar, das das Hochwasser mit sich brachte, wobei die ganz große Katastrophe in Kärnten ausgeblieben war. In Lavamünd im Osten des Bundeslandes kam etwa weniger Hochwasser an, als erwartet und so wiederholte sich die Überflutung nicht. Schäden waren trotzdem großflächig zu beheben - umgestürzte Bäume, verschüttete Straßen, überflutete Felder, durchfeuchtete Hänge, die abzurutschen drohten und jede Menge Straßensperren sowie unterbrochene Bahnlinien galt es zu beachten.
Das Hochwasser kann verschiedene Intensitäten haben. So gab es im Oktober 2020 in Ostösterreich überraschend intensiven Regen über Tage und auf Höhe von Hainburg, wo die Donau in den trockenen Jahren zuvor kaum mehr als einen Meter Wasserstand hatte, gab es auf einmal über fünf Meter Wasserstand an der Donau, was einem HQ5 entsprach. Passiert ist aber nichts, es muss also nicht gleich eine Überflutung stattfinden. Die HQ-Angabe zeigt aber, dass außergewöhnlich viel Wasser vorhanden war und so ist die Angabe des HQ-Ereignis eine wichtige Information.
Das Jahrhunderthochwasser 2002 ist allen noch in Erinnerung, es gab aber auch danach in Österreich und zum Teil auch in weiteren europäischen Ländern ein Zuviel an Wasser, warum auch immer.
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