Im Frühjahr 2013 ereignete sich in ganz Mitteleuropa ein Hochwasser, das regional jenes von 2002 sogar noch übertroffen hat. Pegelstände in Städten wie Schärding (Österreich) oder Passau (Deutschland) waren höher als beim "Jahrhunderthochwasser" im Jahr 2002. Auch der Begriff der Jahrhundertflut wurde besonders in Deutschland gerne in Anspielung an das Hochwasser an der Elbe bemüht.
Der Begriff des Jahrhunderthochwassers wirkt aber seltsam, wenn es elf Jahre später ein noch dramatischeres Hochwasser gibt, womit man das Hochwasser als Ereignis im Sinne der Hydrologen beurteilen und hinterfragen muss.
Aus wissenschaftlicher Sicht wird ein Hydrologe nie von einem Jahrhunderthochwasser sprechen, sondern von einem 30-jährlichen Ereignis oder von einem 100-jährlichen Ereignis. Die Kürzel dafür sind HQ30 oder HQ100. Gemeint ist damit, dass ein Hochwasser mit einer bestimmten Durchflussmenge an Wasser an bestimmten Stellen nur alle 30 oder 100 Jahre stattfinden.
Mit HQ30 wird bekundet, dass ein Hochwasser einer bestimmten Quantität ergo Durchflussmenge statistisch alle 30 Jahre in einer bestimmten Region vorkommt. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht innerhalb von drei Jahren drei solche Hochwässer gibt - es kann auch sein, dass sich 300 Jahre gar nichts Dramatisches ereignet. Die Kennzahl definiert also die Dimension und Wahrscheinlichkeit des Hochwassers. Ein HQ100 ist seltener als ein Hochwasser mit der Kennzahl HQ30 und ein HQ5 bedeutet, dass es alle 5 Jahre entstehen kann - also häufiger anzutreffen ist.
Solche Hochwässer gab es schon immer und wird es immer wieder geben, sie sind aber offenbar in den letzten Jahren verstärkt zu beobachten. Ob der Klimawandel dafür verantwortlich ist oder auch die Verbauung der Flüsse und die Unfähigkeit der Gewässer, sich an ungefährlicher Stelle auszudehnen, ist ein Thema für sich.
Das Jahrhunderthochwasser ist ein Begriff der Menschen und Medien, ein 100-jährliches Hochwasser ist der Fachbegriff für ein besonders starkes und dramatisches Hochwasser mit extrem hohen Wasserständen. 1999, 2005 und 2009 gab es große Hochwässer, zum Teil in bestimmten Regionen, das Hochwasser von 2002 war ein HQ100-Ereignis, jenes von 2013 hat die gleiche Kategorie - mancherorts war 2013 kein so großes Problem und Flüsse blieben in den vorgesehenen Bahnen, andernorts wurden die Werte von 2002 sogar deutlich übertroffen.
Ein HQ100 kann also auch mehrfach hintereinander entstehen, wenn die Wettersituation entsprechend gestaltet ist. Im Falle von 2002 war es intensiver Regen, der vom Ost nach West zog, im Falle von 2013 war es gleichfalls intensiver Regen, der zudem auf einen sehr feuchten Mai folgte, weshalb die Böden nichts mehr aufnehmen konnten.
Im Falle von Österreich zeigte sich, dass das Hochwasser 2013 sogar noch viel schlimmer gewesen wäre, wenn das Kamptal und andere Nebenflüsse das Hochwasser von 2002 ausgewiesen hätten. Ohne diesem Effekt wurden die Donauwerte schon übertroffen, mit diesem Effekt wäre es noch viel schlimmer gekommen. Gleiches gilt für die Temperaturen. Wäre es wärmer gewesen, dann wäre das Hochwasser von 2013 eine noch viel größere Katastrophe geworden, weil das, was nun als Schnee liegen blieb, auch als Wasser zu Tale geronnen wäre.
Diese Fakten zeigen, dass auch ein HQ100 nicht immer gleich ausgeprägt ist. Bundesländer können im einen Fall schwer betroffen sein, im anderen Fall erfahren sie vom Hochwasser nur per Medien. An den großen Flüssen werden die Städte aber immer bedroht sein, das gilt auch für ein Hochwasser, das alle zehn Jahre einmal auftreten kann - HQ10 oder alle 30 Jahre - HQ30.
Das Hochwasser kann verschiedene Intensitäten haben. So gab es im Oktober 2020 in Ostösterreich überraschend intensiven Regen über Tage und auf Höhe von Hainburg, wo die Donau in den trockenen Jahren zuvor kaum mehr als einen Meter Wasserstand hatte, gab es auf einmal über fünf Meter Wasserstand an der Donau, was einem HQ5 entsprach. Passiert ist aber nichts, es muss also nicht gleich eine Überflutung stattfinden. Die HQ-Angabe zeigt aber, dass außergewöhnlich viel Wasser vorhanden war und so ist die Angabe des HQ-Ereignis eine wichtige Information.
Das Jahrhunderthochwasser 2002 ist allen noch in Erinnerung, es gab aber auch danach in Österreich und zum Teil auch in weiteren europäischen Ländern ein Zuviel an Wasser, warum auch immer.
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