"In der Kreide stehen" ist eine Redewendung, die viele Menschen kennen und die in der Bedeutung bis heute nichts an Wert eingebüßt hat, auch wenn viele die Entstehung nicht wissen. In der Kreide rein physikalisch zu stehen ist schwierig, gemeint ist damit etwas ganz anderes, nämlich die finanzielle Lage.
Der Ursprung war das Gasthaus und sein Besitzer, der Wirt. Es war kein Problem, wenn man seine Speisen nicht bezahlen konnte, denn es gab eine Tafel und mit Kreide notierte der Wirt die Schulden, die man bei ihm angehäuft hatte. Und so wurde die Handlung zur Redewendung, die heute noch gilt - aber nicht mit Kreide und Tafel, sondern mit finanziellen Schwierigkeiten anderer Art.
Wenn eine Familie einen hohen Kredit bei der Bank aufnimmt, um sich damit Grund und Haus finanzieren zu können, dann ist dies wohl ein deutlicher Mehrwert für die Familie, wenn das Haus einmal fertig steht, aber gleichzeitig hat man auch sehr hohe Schulden. In der Umgangssprache wird hier häufig formuliert, dass die Familie in der Kreide steht. Diese Aussage bedeutet aber nicht, dass man nicht zahlungsfähig ist, es handelt sich rein um die Erkenntnis, dass man Schulden angehäuft hat.
Borgt man einem Freund Geld, damit er sich unterwegs etwas kaufen kann, dann steht er auch in der Kreide, denn irgendwann muss er das Geld zurückzahlen. Das ist jetzt kein Kreditverfahren wie bei einem Bankinstitut, aber Schulden hat man in gleicher Weise, wenngleich mit einem natürlich geringeren Betrag.
In der Kreide steht aber auch ein Staat, wenn er mehr ausgibt, als er einnimmt und es zu einer Staatsverschuldung kommt. Und so gibt es viele verschiedene Situationen rund um Geld und Schulden, in denen die Redewendung passt und auch genutzt wird. Schulden der Unternehmen, der Sozialversicherung, unter Freunden oder von Vereinen - alle stehen irgendwann einmal in der Kreide, also haben Gelder zurückzuzahlen - mit oder ohne Zinsaufschlag.
Und so hat man ein weiteres Beispiel in der deutschen Sprache vorliegen, bei dem mit Internet, Girokonto und modernem Bankenwesen ganz andere Kommunikationsformen und Statistiken möglich sind, aber eine alte Redewendung in der Kreide stehen bleibt erhalten. Schon lange nicht mehr ist es möglich, bei einem Restaurant einfach anschreiben zu lassen. Das ist vielleicht noch in einem kleinen Wirtshaus mit Stammgästen vorübergehend möglich. Mit Kreide werden die Schulden aber sicher nicht notiert und dennoch blieb die Redensart erhalten.
Das Geld ist ein wesentlicher Teil des Alltags, vielleicht ein größerer als es sein sollte. Es gibt daher auch viele Redewendungen zum Thema mit zum Teil historischer Bedeutung wie etwa bei auf die Goldwaage legen, an Boden verlieren oder auch auf die hohe Kante legen. Diese und viele weitere Redensarten beziehen sich auf alte Werte und haben keine Gültigkeit mehr, aber genutzt werden sie als Redewendungen trotzdem.
In der Kreide stehen und seine Felle davonschwimmen sehen sind weitere Beispiele rund um Geld und Leben. Geldbezeichnungen sind auch weiterhin gültig wie etwa die paar Kröten und ein Batzen Geld sowie einer muss berappen. Rappen und Batzen nutzt man nicht, die Aussagen kennt und nutzt man dennoch.
Auch Immobilien wurden zum Objekt von Aussagen wie bei der Bruchbude oder auch beim Ausdruck halbe Miete. Und dann gibt es sehr bekannte Redewendungen, die fast alltäglich sind wie etwa damit kannst du einpacken oder koste es, was es wolle. Etwas in Kauf nehmen ist ein weiteres Beispiel, wobei früher andere Zugänge gegeben waren, doch selbst die Kinder nutzen die Redewendungen.
Alles in Hülle und Fülle haben und den Gürtel enger schnallen spricht man aus, auch wenn man den Ursprung nicht kennt. Kurz vor Torschluss ist auch so ein Spruch aus dem Volksmund wie auch eine goldene Nase verdienen.
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