Schon oft ist im gesamten Alpenraum intensiver, tagelanger Regen festgestellt worden und im Wetterbericht ist dann vom sogenannten Genuatief die Rede. Das Genuatief ist ein Tiefdruckgebiet, das eine typische Entstehungsgeschichte hat und das als Begriff im Wetterbericht zur fixen Vokabel wurde. Nicht jeder Regen hat mit einem Genuatief zu tun, aber wenn es von Süden her feucht wird, liegt die Vermutung nahe, dass ein solches Tiefdrucksystem am Werken ist.
Ein Genuatief wird auch als Adriatief gerne bezeichnet und ist wissenschaftlich ein Vb-Tief, das gegen den Uhrzeigersinn von Italien kommend sehr viel Niederschlag in den Alpenraum bringt. Das kann Regen im Sommer sein, aber auch viel Schnee im Winter. Zieht das Tief schnell weiter, passiert nicht weiter viel, gibt es aber kaum Druckunterschiede, dann bleibt das Genuatief an Ort und Stelle und kann sich über viele Stunden oder gar Tage ausregnen. So kam es zum Jahrhunderthochwasser 2002 in ganz Mitteleuropa, so kam es aber auch schon zu Rekordmengen an Schneefall im Süden Österreichs.
Denn dieses Tiefdruckgebiet entsteht dann, wenn feuchtwarme Luft aus dem Mittelmeer auf die kalte Luft der Alpen stößt. Beim Genuatief wird die feuchtwarme Luft vom Westen, manchmal vom Süden Frankreichs, manchmal aus Spanien kommend nach Italien geschaufelt und dort entsteht das Tiefdruckgebiet oder einfach Tief, das gegen den Uhrzeigersinn sich ausdehnt. Das bedeutet, dass seine Wolken über Ungarn nach Süd- und Ostösterreich gebracht werden und häufig ist ein Genuatief für diese Regionen der Hinweis auf den Regenschirm.
Die wesentliche Bedeutung eines solchen Tiefdruckgebietes heißt, das nicht nur viel Regenschauer herangeführt wird, sondern auch für lang anhaltenden Regen gesorgt werden kann. Dabei ist ein typisches Merkmal die Bewegung. Das Wetter in Österreich wird häufig von Westlagen geprägt, das heißt, dass das Wetter vom Westen (Frankreich, Schweiz) nach Österreich geliefert wird, manchmal auch aus Nordwest (Deutschland). Seltener aus Osten oder Süden.
Aber wenn sich ein Genuatief bilden kann, dann kann man sich in der Steiermark und in Kärnten auf einigen Regen einstellen, im Winter ist auch intensiver Schneefall eine mögliche Konsequenz. Nicht selten ist es passiert, dass wochenlang auf den Schnee gewartet wurde, damit die Skigebiete sich anbieten können und binnen 24 Stunden wird so viel Schnee geliefert, wie sonst in einem Monat fällt.
Als in Österreich das "Jahrhunderthochwasser" im Jahr 2002 für enorme Schäden gesorgt hatte, war ein Genuatief der Auslöser. Das Tief brachte gigantische Regenmengen heran, die über große Teile Österreichs und auch in Tschechien und in Bayern sowie in der Schweiz niedergingen. Das damalige Genuatief bewegte sich kaum weiter und hatte Niederschlagsmengen ausgelöst, die vom Boden einfach nicht mehr aufgenommen werden konnten.
Das Jahrhundertwasser, das von Norditalien bis hinauf nach Deutschland und Polen ganz Mitteleuropa betroffen hatte, hatte zwei Ursachen. Die erste war der dauerhafte Regen und die zweite war der intensive Regen. Das sehr ausgeprägte Genuatief kam nicht vom Fleck und damit konnte es auch keine Entlastung geben. Es wurden Rekordpegelstände erzielt und selbst herzigste Bäche, die kaum einen Meter breit sind, wurden zu Flüsse mit fünf Meter oder mehr Breite und setzten Ortszentren unter Wasser.
So extreme Niederschläge sind sehr selten und stellen nicht den typischen Verlauf des Genuatiefs dar. Sie zeigen aber auch, dass auch typische Tiefdrucksysteme nicht immer gleich verlaufen. Sie können sich schneller auflösen, sie können aber auch länger anhalten. Kriterium ist immer, wie sich die Wettersituation an den Randgebieten - in diesem Fall im Mittelmeerraum und im Alpenraum - darstellt. Vor allem hängt es auch von der Menge der Feuchtigkeit ab, die es zu diesem Zeitpunkt im Einzugsgebiet gibt. Davon lässt sich die Intensität ableiten und natürlich war 2002 das Problem jenes, dass das Tief fast am Fleck stehen blieb und daher keine Entlastung für die betroffenen Gebiete möglich war. Hätte es in der gleichen Wettersituation einen Druckunterschied gegeben und der Wind eingesetzt, dann wäre das Tief schneller abgezogen und es hätte nicht so große Wassermengen auf den Quadratmeter regnen können.
Im November 2019 passierte eine Wetterentwicklung, die für diese Jahreszeit durchaus typisch ist: von den Britischen Inseln zog ein Tief mit kalter Luft über Frankreich nach Italien, um dort zum Genuatief zu werden, wo sich die warme Luft aus dem Mittelmeer mit der kalten Luft des Tiefdruckgebiets vermischen und starker Niederschlag einsetzt. Im November passiert das immer wieder und ist soweit nichts Besonders.
Besonders war aber die Lage rund um Mitte November 2019, denn dieser Effekt trat dreimal in Folge binnen einer Woche (!) ein und sorgte unter anderem für drei Flugwellen, die Venedig heimgesucht haben. Der Markusplatz als bekannt tiefste Stelle verzeichnete einen so hohen Wasserstand wie schon fünf Jahrzehnte nicht mehr, wobei das noch größere Problem der extreme Wind aus südlicher Richtung war. Er blies das Wasser geradezu in die Stadt und sorgte für große Wellengänge.
Nördlich davon gab es einen Mix aus Schnee und Wasser, was schweren Schnee ergab und sowohl in Südtirol als auch auf österreichischen Gebiet von Osttirol über Kärnten bis zum Süden von Salzburg für große Schäden sorgte. Der nasse und schwere Schnee (anfangs war es Schnee, dann durch wärmere Temperaturen starker Regen) sorgte dafür, dass viele Bäume umstürzten, Straßen behindert oder gar komplett blockiert wurden und es gab auch Schlammlawinen.
Aus Südtirol wurden Videos geteilt, wie sich eine Schlammlawine quer durch einen Ort bewegt hatte, von eben dort wurden auch massive Stürze von Felsbrocken gezeigt. In manchen Orten in Kärnten im Einzugsgebiet der Karnischen Alpen gab es so viel Niederschlag (500 Liter auf den Quadratmeter binnen drei Tage) wie in Krems oder Teilen von Wien in einem Jahr (!).
Ausgangspunkt all dieser Probleme waren drei Genuatiefs in Folge, wodurch man gar nicht dazu kam, die Schäden zu beseitigen, weil sofort die nächste Flugwelle oder der nächste Starkregen eingetroffen war. Natürlich sind dann auch die Böden so gesättigt, dass sie kein Wasser mehr aufnehmen konnten und der Mix aus Schnee und Eis sorgte auch dafür, dass viele Kanaldeckel blockiert waren und das Wasser gar nicht abrinnen konnte.
Das Tiefdruckgebiet steht sehr oft für nicht so erfreuliches Wetter mit Regen oder im Winter auch Schneefall sowie Abkühlung, aber es gibt dabei die verschiedensten Varianten. Ein Höhentief ist etwa sehr unberechenbar, das Islandtief häufig im Winter ein Thema. Viel Regen gibt es beim Adriatief oder auch Genuatief vor allem im Alpenraum. Das führt auch zur Definition vom Vb-Tief.
Das Gegenteil vom Tief ist das Hoch oder genauer Hochdruckgebiet mit ebenfalls verschiedenen Begriffen und Namen. Das Azorenhoch ist ein solcher bekannter Begriff, das Zwischenhoch trifft man auch öfter an.
Beides hat natürlich mit dem Luftdruck beim Wetter zu tun, womit auch das Barometer als geeignetes Messinstrument ins Spiel kommt. Damit lassen sich auch verschiedene Druckverhältnisse ermitteln und eine Luftmassengrenze erkennen. Das können die Alpen sein, aber auch verschiedene Druckverhältnisse, auch oft als Front bezeichnet. Man unterscheidet dabei die Kaltfront und Warmfront.
Rund um den Luftdruck und die Auswirkungen auf das Wetter gibt noch weitere wichtige Begriffe wie etwa die flache Druckverteilung oder den Kaltluftstau sowie den Wintereinbruch bei starker Abkühlung samt Schneefall. Die Omegalage wurde durch den Rekordsommer 2003 bekannt, im Wetterbericht häufiger erwähnt wird auch das Rückseitenwetter. Weniger bekannt sind die Instabilitätslinien der Wetteranalyse.
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