Das Wetter setzt sich aus Hochdruckgebiet und Tiefdruckgebiet zusammen, die sich abwechseln und mal schönes Wetter und mal niederschlagsreiches Wetter bringen können. Den Ausgleich stellt der Wind her, aber Hoch wie Tief kann auch extrem ausfallen. Beim Hoch hat man mit der Omegalage 2003 einen irren Rekordsommer von April bis September erlebt, beim Tief ist das Vb-Tief zu nennen.
Ein Tiefdruckgebiet bringt nie schönes Wetter, aber das Vb-Tief ist im Alpenraum und auch östlich davon gefürchtet. Es handelt sich dabei um eine Wettersituation, in der durch eine Kaltluftzufuhr aus dem französischen Raum ein Tief über Mittelitalien entsteht, das nordöstlich weiterzieht. Im Zuge dieser Tiefdruckbildung wird durch den Einfluss der Sonne eine riesige Menge an Wasser in mehrere Kilometer Höhe transportiert und durch die Verlagerung des Tiefs nach Nordosten über Ost- und Mitteleuropa ausgeschüttet. Der Name Vb-Tief bezieht sich auf die römische Ziffer 5 ergo "V" und den Buchstaben "b".
Grundlage waren Erkenntnisse des deutschen Meteorologen Wilhelm Jacob van Bebber. Er hatte Ende des 19. Jahrhunderts über einen Zeitraum von fünf Jahren die Zugbahnen von Tiefdrucksystemen analysiert und mit Nummern versehen. Die meisten Informationen kennt man heute nicht mehr, aber die fünfte Zugbahn als Vb-Tief blieb erhalten.
Das Tiefdruckgebiet wird auch gerne als Adriatief oder Genuatief bezeichnet, aber wissenschaftlich exakt ist die Definition als Vb-Tief gegeben. Denn es gibt auch Vb-Tiefs, die mit der Adria nicht in Zusammenhang stehen und an anderen Orten der Erde aufgebaut werden können. Das Gefährliche an dieser Wetterlage besteht darin, dass das Tief gegen den Uhrzeigersinn große Wassermengen bringen kann und damit von Ungarn über die Slowakei, Tschechien intensive Regenschauer nach Österreich und Bayern zu bringen vermag. Abhängig von der Jahreszeit kann es sehr warmes Wetter geben, wodurch noch mehr Feuchtigkeit in der Luft vorherrscht und damit der Regen noch massiver anzutreffen ist.
Fatal ist die Lage vor allem dann, wenn es wenige Druckunterschiede gibt. Bei einer flachen Druckverteilung, wie dies wissenschaftlich heißt, bewegt sich solch ein Tief kaum weiter und damit wird stets die gleiche Region mit starkem Regen bedeckt und bald kann der Boden das Wasser nicht aufnehmen und es kommt zu Hochwasser. Würde es mehrere Drucksysteme geben, dann würde der Wind für einen Ausgleich sorgen und das Tiefdrucksystem weitertreiben, sodass sich die Regenmenge besser aufteilen könnte. Aber nicht selten ist ein ausgeprägtes Vb-Tief auch ein solches, das sich kaum weiterbewegt.
Ein solches Vb-Tief war für das Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002 verantwortlich. Es war August, es gab warmes Wetter und auf diese Wetterlage traf das Tief, das sich in Italien gebildet hatte. Zusätzlich zu dieser bedrohlichen Kombination kam noch das Faktum, dass sich das Tief kaum weiterbewegt hatte. Es regnete intensivst, ohne Unterbrechung und es gab ständig Nachschub. Erholungsphasen in Form von Regenpausen gab es nicht.
Das hatte zur Folge, dass jeder neuerliche Regenfall auf Boden traf, der längst nichts mehr aufnehmen konnte. Die Bäche waren längst reißende Ströme geworden, die Ströme trafen vielfach über die Ufer und es gab unzählige Überschwemmungen. Das Hochwasser 2002 sorgte für unglaubliche Regenmengen und großflächige Überschwemmungen von Italien bis Bayern, von Niederösterreich bis Polen. Es gab dabei zwei Ursachen, nämlich einerseits den Regen als unmittelbaren Auslöser und andererseits aber auch das Wasser, das weitertransportiert wurde, wie etwa entlang der Donau von Bayern kommend oder in Tschechien und Norddeutschland, das Wasser, das vom Süden herangeschafft wurde.
Ganze Regionen waren mit dem Füllen von Sandsäcken beschäftigt, um die Seiten der großen Ströme abzusichern und der Schaden ging in die Milliarden und sorgte aber auch für die dringend notwendigen Diskussionen rund um das Zubauen der Auslaufzonen für Flüsse, Ströme und Bäche. Wenn das Wasser keinen Platz mehr hat, sucht es sich neuen und das waren dann die unmittelbar in der Nähe befindlichen Gebäude.
Im Juni 2009 entwickelte sich wieder eine solche Vb-Tiefdruckzone und erneut kam es zu intensiven Regenschauern, die in Österreich zu zahlreichen Überschwemmungen führten. Aber nicht nur Hochwasser ist eine Folge, es kann auch zu einem intensiven Schneeereignis kommen, bei dem zum Beispiel in Kärnten meterhoher Schnee liegt, während in Salzburg nördlich des Alpenhauptkamms kaum Schnee liegt. Das liegt an der Richtung des Niederschlags, weil immer gegen den Uhrzeigersinn von Süden nach Nord Regen und Schneefall transportiert werden, daher ist Kärnten oder auch die Steiermark und das Südburgenland viel stärker betroffen.
Eine extreme Form gab es auch im August 2022 in Vorarlberg, als binnen 24 Stunden über 200 Liter Regen in Bregenz gefallen waren. Das war mehr als doppelt so viel als im ganzen August fallen sollte. Die Städte nahe des Bodensees waren zu Flusslandschaften geworden - so viel Regen fiel in sehr kurzer Zeit.
Zwar kommt diese Form von Tiefdruckgebiet nicht regelmäßig vor, es ist aber keine Einzelerscheinung. Meist gibt es zwei bis vier verregnete Tage und dann zieht das Tief ab oder löst sich auf, doch in extremen Fällen kann der Niederschlag länger andauern und Probleme bringen.
Ein weiteres Beispiel für die Folgen eines Vb-Tiefs war der September 2024 in Mitteleuropa sowie auch in den osteuropäischen und südosteuropäischen Ländern. Grundlage für die Entstehung des Tiefs war natürlich ein Kaltluftvorstoß von Grönland, der das Mittelmeer erreicht hatte. Das Mittelmeer und auch die Adria sowie nachfolgend das Schwarze Meer waren extrem warm, zum Teil um fünf bis sechs Grad wärmer als üblich. Im August hatte man fast 30 Grad Wassertemperatur gemessen.
Die kalte Luft führte zum Tiefdruckgebiet und das saugte die warme Luft an, und zwar in ganz großem Stil. Das Vb-Tief wurde immer raumgreifender, sodass es auch das warme Wasser aus dem Schwarzen Meer zur Quelle wurde.
Die Folgen waren übelst: in manchen Orten von Niederösterreich gab es innerhalb von fünf Tagen mehr als 400 Liter Niederschlag auf dem Quadratmeter. Dazu zählten Sankt Pölten, das besonders betroffen war. Aber diese Niederschläge gab es auch in Tschechien und Polen, Hochwasser gab es auch in der Moldau sowie am Balkan bis hinunter nach Rumänien. Ganze Landstriche standen unter Wasser und selbst im sonst von Gewitter und Regen oft ignorieren Wien gab es 300 Liter auf den Quadratmeter und der Wienfluss hatte ein 1000-jährliches Hochwasser und sorgte dafür, dass die meisten U-Bahn-Linien ihren Betrieb großteils einstellen mussten. Das gab es seit Einführung der U-Bahn in Wien überhaupt noch nicht.
Damit war es aber noch nicht getan, denn das Tief zog weiter nach Süden und deckte Italien mit Starkregen ein. So wurde unter anderen Neapel geflutet.
Das Tiefdruckgebiet steht sehr oft für nicht so erfreuliches Wetter mit Regen oder im Winter auch Schneefall sowie Abkühlung, aber es gibt dabei die verschiedensten Varianten. Ein Höhentief ist etwa sehr unberechenbar, das Islandtief häufig im Winter ein Thema. Viel Regen gibt es beim Adriatief oder auch Genuatief vor allem im Alpenraum. Das führt auch zur Definition vom Vb-Tief.
Das Gegenteil vom Tief ist das Hoch oder genauer Hochdruckgebiet mit ebenfalls verschiedenen Begriffen und Namen. Das Azorenhoch ist ein solcher bekannter Begriff, das Zwischenhoch trifft man auch öfter an.
Beides hat natürlich mit dem Luftdruck beim Wetter zu tun, womit auch das Barometer als geeignetes Messinstrument ins Spiel kommt. Damit lassen sich auch verschiedene Druckverhältnisse ermitteln und eine Luftmassengrenze erkennen. Das können die Alpen sein, aber auch verschiedene Druckverhältnisse, auch oft als Front bezeichnet. Man unterscheidet dabei die Kaltfront und Warmfront.
Rund um den Luftdruck und die Auswirkungen auf das Wetter gibt noch weitere wichtige Begriffe wie etwa die flache Druckverteilung oder den Kaltluftstau sowie den Wintereinbruch bei starker Abkühlung samt Schneefall. Die Omegalage wurde durch den Rekordsommer 2003 bekannt, im Wetterbericht häufiger erwähnt wird auch das Rückseitenwetter. Weniger bekannt sind die Instabilitätslinien der Wetteranalyse.
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